Schramberger Kneipenfasnet ein Gewinn

Zeigruppen in acht Kneipen unterwegs

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Auch beim zweiten Mal hat sich das Konzept bewährt: Am Fasnetssamstag ziehen Gruppen der Narrenzunft und andere durch die Kneipen und sorgen im kleineren Rahmen für Stimmung.

Schramberg. In acht Lokalen von der Majolika im Norden übers (für die Fasnet geöffneten) “Napo“ an der Steige bis zum „Roma“ an der Berneckstraße im Süden boten die Akteure ein quietschvergnügtes Programm. Im Roma tauchte zunächst der Hafner Sigger als Ballerina auf und jonglierte mit bunten Tülltüchern. Und weil die Staubwedel der ergrauten Putztruppe am Roma-Stammtisch sich ebenfalls jonglieren ließen, auch mit diesen.

Spontan-Jonglage mit Staubwedeln. Foto: him

Eine Bach-na-Fahrer-Truppe um Kuma und Tobias Wernz bot einen Rückblick auf die Fußball-EM. Sie seien „ein Überbleibsel der EM – Und versaufe unser letscht Hem“ reimten sie. Dabei nahmen sie die Fans der verschiedenen Nationen wie Schotten, Spanier oder Niederländer aufs Korn.

EM-Nachlese mit Bach-na-Fahrern. Foto: him

Sparprogramm

Die Dold-Zwillinge kamen gemeinsam mit Dieter Neininger als Sparversion der Stadtmusik. Tobse mit ramponierter Trommel, Dieter mit zusammengestupftem Schellenbaum und Matze mit Waschbrett: „Ich war früher erster Geiger!“  

Tobse, Dieter und Matze müssen sparen. Foto: him

Sie wussten wegen der geplanten Sparmaßnahmen der Stadt würden die Fußballer nur noch mit halben Bällen spielen und die Geflügelvereine „nur halbe Hähnchen züchten.“ Mit den Gästen studierten die drei dann einen auf die Hälfte gekürzten Narrenmarsch ein.

Auch bei der Poesie funktioniere das Sparen. Matze hatte ein sparsames „Vampirgedicht“: Blut gut, Licht nicht.

Viel Prominenz

Mitch Reuter kam mit Riesenjoint: „I bins, der Bubatz!“ Mit der Cannabis-Legalisierung habe der Karl Lauterbach wenigstens etwas hingebracht. „Und der Merz will was abschaffen, von der er gar nicht weiß, was es ist.“

Mitch Reuter als Udo Lindenberg. Foto: him

Anschließend parodierte er Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer („Gib mir mei Brezel zrück, bevor sie auseinanderbricht“) und als Zugabe Helge Schneiders Katzeklo in der Schramberger Version: „…ja das macht die haarig Katze froh“.

Hansjörg Dierstein kam als US-Präsident Trump ins Lokal. Er lobte die „besten Gäste der Welt“ und wusste, dass „Amerika keinen besseren Präsidenten als mich“ haben könne.

Hansjörg Dierstein. Foto: him

Nach einem Besuch beim Präsidenten Tobse Dold, „dem besten Präsidenten der Stadt“, erzählte er vom Harley-Davidson-Treffen und Joe Finks „kurzer Zündschnur“. Er berichtete, dass aus Anlass des 100-jährigen Geburtstags des Hansel Peter Renz „nichts von seinem Jugendfreund erzählen will“.

Bum – bääääh

Der Alternative Elferrat kam zu fünft: „Der Rest ist krank.“ Im Billig-Häs nahmen die AEler das Hansel-Jubiläum auf die Schippe. Mit dem Publikum trainierten sie den Tusch: bum – bääääh, bum – bääääh, bum – bäääh.

Der Bruele haben „ein Häs für Kassenpatienten“, haben die AEler erkannt. Aber auch der Hansel kam nicht gut weg:  „Der Hansel wird hundert und s brennt em der Kittel, er verteilt seine Brezle und goht zruck ins Spittel.“

Der AE gratuliert auf seine Weise. Foto: him

Mit dem herzzerreißenden Bruele-Lied verabschiedete sich der AE. Zum Schluss hatten sie noch einen QR-Code bereit: Den möge man einscannen und könne sich so seinen Orden selbst ausdrucken.

Ausprobieren:-) Foto: him

Lob der Krausel

Auch die Elferfrauen gratulierten dem Hansel zum 100. Geburtstag. Sie lobten die Krausel, die aus vielen Metern gestärktem Leinen-Stoff bestehe. „Ohne sie säh‘ er nach gar nix aus“, fand Maggi Neudeck. Mit einem Kanon auf die Melodie vom Bruder Jakob bezogen sie die Gäste mit ein: „Gelbe Krausel, gelbe Krausel, und ein Bier und ein Bier, 100 Jahre Hansel, hundert Jahre Hansel, feiern wir, feiern wir.“

Die Elferfrauen bei ihrem Auftritt im Roma. Foto: him

Trotz beengter Verhältnisse haben die Damen sogar zwischen Tischen und Stühlen getanzt.

Kaum Platz zum Tanzen. Foto: him

Die Elfer hatten besondere Ideen für die Stadt dabei, wie diese mit dem Klimawandel und der drohenden Hitze umgehen sollte.

Klimatipps

„Die Menschen hecheln wie die Ratten – und suchen eins nur, nämlich Schatten.“ Der „rote Platz“ neben dem Rathaus soll grad so bleiben, wie er ist: „Mit uns ka d’Stadt so richtige spare, d’Leit vorm Hitzetod bewahre, für Feste für die Kleina und die Alta, bleibt der Platz dann echt erhalta.“

Die Elfer wissen Bescheid. Foto: him

Mit Witzen aus der „unteren und noch untereren Schulblade“ (nicht zitierfähig) unterhielten Udo Neudeck und Fabian Riesterer das Kneipenpublikum.

Brandgefährliche Fasnet

Zum krönenden Abschluss tauchten gegen Mitternacht die die Bittlosen vom Sulgen auf. Als Fasnetssecurity kümmerten sie sich darum, dass die brandgefährliche Fasnet gut über die Bühne geht: „Mir machet überall klar Schiff, hen scho da Sulgen voll im Griff.“  

Sie sagten, besser sangen: „Dankeschön für elf Jahre Bittlose Fasnet“. Sie machten sich über die Brandruine Dolomiti und die verlorenen Sitzungsprotokolle lustig. Schließlich versicherten sie: „Abgesperrt an jeder Ecke, wird von uns die Umzugsstrecke.“

Die Bittlosen waren als Fasnets-Security unterwegs. Foto: him

Fazit: Tolles Programm und gute Stimmung. Allerdings, wenn die Besucherinnen und Besucher sich noch besser verteilen ließen, wäre das sicher kein Schaden für alle Beteiligten. In manchen Kneipen war es so voll, dass die Akteure kaum durchdrangen, in anderen waren noch etliche Plätze frei – gerade in den nicht ganz so zentralen Kneipen. Tipp fürs nächste Jahr: mehr ausschwärmen. Ansonsten: Spitze.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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